Beiträge vom Juni, 2008

Herman Melville, Pierre oder Die Doppeldeutigkeiten

Sonntag, 15. Juni 2008 13:01

(Erschienen 1852, Übersetzung von Christa Schuenke)

Was macht jemand, dessen „ganzer sittlicher Kern bis auf den Grund erschüttert“ wird?
Pierre Glendinnig ist der sensible Spross einer „aristokratischen“ amerikanischen Ostküstenfamilie, deren (männliche) Mitglieder von der ersten Siedlergeneration an hilfreich, edel und gut waren, und denen (folgerichtig?) immenser Reichtum, aber auch körperliche und geistige Schönheit zufielen. Pierre ist durchdrungen von heroischer Familiensaga, der Bestimmung zu Höherem und der moralischen Untadeligkeit, die Generationen von Glendinnings an ihre Nachfahren weitergegeben haben. Er ist standesgemäß verlobt und auch rechtschaffen in seine Lucy verliebt, so dass die Glendinnig-Saga mit ihm einmal mehr einem glänzenden Höhepunkt zustrebt.
Doch Pierre hat einen fatalen Charakterfehler, […]

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Mark Z. Danielewski, Das Haus

Mittwoch, 4. Juni 2008 16:57

Ist ein wahres Kunstwerk, sowohl äußerlich, also von der Aufmachung (habe die gebundene Ausgabe gelesen) her, als auch von der Geschichte. Es ist aber keinesfalls ein Buch, das man auf einmal und an einem Stück durchlesen kann.

Das ganze Buch über gibt es an sich drei Erzähler: Will Navidson, Jony Truant und Zampano, die sich gegenseitig ergänzen, zitieren und auf Quellen verweisen. Geht man diesen Quellen nach, verirrt man sich in vielerlei Richtungen, ein paar davon existieren wirklich, andere sind nur zur Wahrung des Scheins aufgenommen worden. Jeder dieser Autoren hat eine eigene Schriftart, an denen man sie auseinander halten kann, und jeder dieser Autoren bringt seine eigene Geschichte irgendwie mit ein. […]

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Oscar Wilde, Das Bildnis des Dorian Gray

Mittwoch, 4. Juni 2008 16:23

Das Bildnis des Dorian Gray ist ein wirklich schönes und bewegendes Buch. Es handelt von einem jungen Mann, Dorian Gray, der immer wieder als Art unbeschriebenes Blatt dargestellt wird und sehr wissbegierig ist. Ein Künstler mit Namen Basil Hallward, der einen Freund darstellt, will die absolute Schönheit dieses Mannes als sein Meisterwerk malen, die Jugend einfangen.

Bei der letzten Sitzung dieses Bildes wird Dorian sein zukünftiger bester Freund Lord Henry Wotton vorgestellt, der alsbald beginnt, Dorians Wissensdurst mit allerlei Theorien und Ansichten über das Leben und den Tod, die Gesellschaft und die Frauen zu stillen, wovon dieser nicht genug bekommen kann. […]

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Michail Bulgakow, Der Meister und Margarita

Montag, 2. Juni 2008 21:53

(Geschrieben 1928-40, erschienen 1966/67; Übersetzung von Thomas Reschke)

Obwohl der Plot sich gegen Ende des Buches irgendwie verliert, zieht das Buch den Leser über Hunderte von Seiten wie eine Lokomotive. Der Teufel kommt mit seinen Gehilfen in den 1920er Jahren nach Moskau und treibt allerlei bösen Schabernack mit der Einfältigkeit und dem Egoismus der Menschen. Moskau versinkt im Chaos. Nur der Meister, ein in der Irrenanstalt einsitzender armer Schriftsteller, dessen Pilatus-und-Jesus-Roman in das Buch eingestreut ist, und Margarita, seine verheiratete Geliebte, widerstehen dem wahnsinnigen Treiben. Ein rasantes Buch voller Ideen, Sprachwitz und skurriler Einfälle. Einer der besten (phantastischen) Romane überhaupt.

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